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AutorenbildYannick Shetty

Unser Notfall-Plan für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen!


Kinder und Jugendliche - Die übersehenen Opfer der Corona-Krise


Kinder und Jugendliche leiden besonders stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise, das zeigen die Zustände in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr deutlich. Während seit Monaten schärfste Maßnahmen durchgesetzt werden, um eine Triagierung auf den Intensivstationen von Spitälern zu verhindern, ist die Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie nämlich längst Realität.

Seit einem Jahr ist es unser Ziel, das Schreckgespenst der Triage abzuwenden. An den Kinder- und Jugendpsychiatrien ist sie jedoch mittlerweile Realität. Wo bleibt der Aufschrei?

Das AKH berichtet von deutlich mehr, deutlich akuteren und schwer ausgeprägten Fällen, von mehr Essstörungen, Suizidgedanken und Suizidversuchen bei Kindern und Jugendlichen.

Die Altersgruppe der 8-12-Jährigen weise schwere depressive Symptomatiken auf, so Univ.-Prof. Paul Plener, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH. Eine Vielzahl an Studien belegen mittlerweile, wovor wir seit dem ersten Lockdown warnen: massive negative psychische Auswirkungen durch Isolation, den Mangel positiver Erlebnisse und das Wegbrechen des sozialen und familiären Umfelds sowie ständige Ungewissheit und mangelnde Zukunftsperspektiven auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Die Suizidalität steigt rasant, die Fälle der psychischen Erkrankungen und Auffälligkeiten bei Kindern explodieren. Es muss uns doch aufrütteln, wenn Depressionen bei Achtjährigen drohen, zur Normalität zu werden?!

Die Hamburger COPSY-Studie aus Deutschland zeigt aktuell, dass fast jedes dritte Kind mittlerweile unter psychischen Auffälligkeiten leidet, zehnmal mehr Kinder als noch vor der Krise machen mittlerweile überhaupt keinen Sport mehr, Ängste und Sorgen bis zu Jahresbeginn 2021 massiv gestiegen. Diese Zahlen belegen eine Katastrophe, wir können es uns nicht leisten, die Krise der Kinder- und Jugendgesundheit weiterhin in den Schatten der Corona-Krise zu stellen.


Rasches Handeln – besser gestern als heute


Wir fordern bereits seit Frühling 2020 niederschwellige, flächendeckende Maßnahmen, um Kindern und Jugendlichen soziale Kontakte und räumliche Ausweichmöglichkeiten zu bieten, wenn diese sonst Gefahr laufen, nachhaltigen psychischen oder physischen Schaden zu nehmen. An dem Punkt, an dem wir uns jetzt befinden, sind die ersten nachhaltigen Schäden für die psychische und physische Gesundheit unserer Kinder sowie Bildungslücken bereits evident – Schönreden hilft hier nicht. Wir können keinen Tag länger zusehen, wie die Krise der Kinder- und Jugendgesundheit neben der Corona-Krise untergeht. Daher haben wir 9 ganz konkrete Maßnahmen erarbeitet, die wir auch parlamentarisch einbringen werden. Wo, wenn nicht hier sollte das bedingungslose Motto heißen: koste es, was es wolle – und zwar wirklich.



9 Sofort-Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen



1. Schaffung von ausreichend Therapie- und Betreuungsplätzen in der Kinder-

und Jugendpsychiatrie

Es müssen umgehend die notwendigen Therapie- und Betreuungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen werden, damit jedes Kind und jede_r Jugendliche sofort die angemessene Hilfe erhält, die er oder sie braucht – alles andere ist für ein Land wie Österreich unzureichend.


2. Aufwertung und finanzielle Absicherung der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit

Die außerschulische Jugendarbeit leistet essentielle Hilfe vor Ort, oft in mobiler Form oder im Rahmen von Parkbetreuung, sie ist jedoch chronisch unterfinanziert und unterbesetzt, es braucht hier eine dauerhafte finanzielle Absicherung von Seiten der jeweiligen Gemeinden und Bundesländer sowie einen deutlichen Ausbau und Anreize, um in diesem Bereich tätig zu sein.


3. Hervorheben der Kinder- und Jugendhilfe als erste Anlaufstelle bei psychischen und physischen Gefahren für Kinder und Jugendliche

Die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sind zwar sehr umfassend, aber leider nicht ausreichend bekannt. So wie die Corona-Hotline 1450 müssen die Notfallnummern für Kinder und Jugendliche medial bekannt gemacht werden, damit die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.


4. Abhaltung eines Gesundheitsgipfels zu Kinder- und Jugendgesundheit im Gesundheitsministerium

Es braucht so schnell wie möglich einen Gipfel im Gesundheitsministerium mit Interessensvertretungen, Politik, Expert_innen und Betroffenen, um gemeinsam Strategien und Lösungsansätze aus der Krise der Kinder- und Jugendgesundheit zu finden – und zwar unabhängig vom Verlauf der Corona-Pandemie und unter Aufwand aller erforderlichen Mittel (Tests, Masken etc.).


5. Schulen auch im Home-Schooling als Frühwarnsysteme nutzen

Sind Kinder und Jugendliche für Lehrpersonen über einen bestimmten definierten Zeitraum nicht telefonisch oder per Video-Call erreichbar, wird automatisch eine präventive Meldung an die jeweilige Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung erstattet.

6. Verstärkter Einsatz von psychologischem Personal in Schulen und Kindergärten zur Aufarbeitung der Nebeneffekte der Corona-Krise

Kinder- und Jugendpsycholog_innen werden nach der Wiederöffnung von Schulen und Kindergärten vor Ort sein, um aktiv in den Klassen und Kindergruppen Sensibilisierungs- und Aufklärungsgespräche zu den Auswirkungen der Corona-Krise zu führen, Fragen zu beantworten und jenen Kindern und Jugendlichen weitere Hilfe zukommen zu lassen, die aktiv ansuchen oder Anzeichen psychischer Belastung, Vernachlässigung oder Gewalt aufweisen.


7. Informationen zur Sensibilisierung des Lehr- und Kindergartenpersonals

Das Lehr- und Kindergartenpersonal wird von den zuständigen Behörden unterstützt und über die möglichen Auswirkungen der Corona-Krise auf die psychische und physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen informiert, um Anzeichen psychischer oder physischer Gewalt leichter zu erkennen.


8. Betreuungs – und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien

Die Politik muss diesmal frühzeitig Konzepte vorlegen, die die verlässliche Betreuung und Unterhaltung von Kindern und Jugendlichen über die Sommermonate in Form von Ausflügen ermöglichen und fördern.


9. Zukunft fördern – Investitionen tätigen

Es ist unbedingt notwendig, die vor der Krise geplanten Investitionen für Schulen mit besonderen Herausforderungen rasch umzusetzen, denn die sozialen, personellen und bildungsbezogenen Herausforderungen wurden durch die Krise nur verschärft.


Kinder und Jugendliche haben keine laute Stimme, keine mächtigen Fürsprecher und sie brauchen uns, um ihre Interessen, ihre Gesundheit und ihr Leben zu schützen.


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